Kein Blutschwämmchen gleicht dem anderen: Hämangiome
Die sogenannten Hämangiome sind mit einer Häufigkeit von etwa 10% die häufigsten Tumore im Kindesalter und entstehen durch eine schwammartige Wucherung von kleinen Blutgefäßen.
So unterschiedlich wie Form, Farbe und Größe sind auch die Körperpartien, an denen sie zu finden sind. Das Gesicht ist häufig betroffen aber auch an Armen, Beinen, dem Genitalbereich und sogar an inneren Organen können Blutschwämmchen entstehen.
Die Ursache liegt in der Unreife des Gefäßsystems und so ist es nicht überraschend, dass Frühgeborene und Kinder mit geringem Geburtsgewicht häufiger betroffen sind. Entweder sie sind bereits ab Geburt sichtbar oder sie entstehen in den ersten Lebenswochen.
So unerwartet wie sie gekommen sind verschwinden auch ca. 85-90% allmählich im Laufe des Kleinkindalters.
Neben der Größe und der Wachstumsgeschwindigkeit spielt vor allem die Lokalisation eine entscheidende Rolle in der Therapieentscheidung.
Auch wenn die Gesundheit des Kindes nicht unmittelbar gefährdet ist kann ein schnell wachsendes Hämangiom an einer ungünstigen Stelle wie z.B dem Auge zu einer Beeinträchtigung der Sehkraft führen. Wenn die Atemwege befallen sind kann es sogar lebensgefährlich werden.
Deshalb empfiehlt es sich jedes Blutschwämmchen von einem Experten beurteilen zu lassen. Zur Diagnosestellung sind keine aufwendigen oder schmerzhaften Verfahren notwendig, da es sich um eine Blickdiagose handelt. In manchen Fällen empfiehlt die Kinderärztin oder Kinderarzt eine Ultraschalluntersuchung um einen Organbefall z.B im Gehirn oder an der Leber auszuschließen. Anschließend wird dann gemeinsam das weitere Vorgehen entschieden.
Lange Zeit waren die Lasertherapie, operative Verfahren oder die medikamentöse Therapie mit Kortison die vorherrschenden Behandlungsmethoden, bis einer französischen Forschungsgruppe im Jahr 2008 ein ungewöhnlicher Zusammenhang auffiel: Kindern, die aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung mit dem blutdrucksenkendem Mittel Propanolol behandelt wurden, zeigten einen deutlichen Rückgang der vorhandenen Hämangiome. Diese Erkenntnis war ein riesen Durchbruch und verhalf dem Beta-Blocker Propanolol zu neuem Ruhm. Denn im Vergleich zu den bisher bekannten Behandlungsmethoden ist die Anwendung von Propanolol deutlich nebenwirkungsärmer und es bedarf keiner Narkose wie z.B bei der Lasertherapie.
Da es unter der Medikamentengabe zu Beginn zu Blutdruckschwankungen kommen kann, ist eine vorsichtige Eindosierung im stationären Rahmen unbedingt notwendig. Hier können die nötigen Parameter eures Kindes an einem Monitor überwacht werden. Im Schnitt handelt es sich um einen Krankenhausaufenthalt von 3-5 Tagen. Anschließend könnt ihr den Propanolol-Saft unkompliziert zu Hause verabreichen. Die Behandlung wird für ca. 6 Monate fortgeführt unter stetiger Beobachtungen der Rückbildung, bevor ein Auslassversuch gestartet wird. Gelegentlich kann es nach Absetzen des Medikamentes zu einem erneuten Wachstum kommen. Dieses ist jedoch meist begrenzt und macht keine weitere Therapie erforderlich.
Ich wünsche Euch alles Liebe und freue mich auf jedes Baby in 2021!
Eure Sharon